Ein Zitat von Marcus Tullius Cicero (106-43 v. Chr.), römischer Redner und Staatsmann, lautet: „Ein Raum ohne Bücher ist ein Körper ohne Seele.“ Aber was, wenn das Buch ein E-Book ist und nur in der virtuellen Welt besteht? Ein schön gestaltetes Cover und der Reiz, durch die Seiten zu blättern, scheinen an Wichtigkeit verloren zu haben. Die digitalisierte Version eines Werkes erlangt heutzutage immer mehr Beliebtheit und leere Regale in den privaten Bibliotheken verstauben. In vielen Bereichen wird auf „digital“ gesetzt. Dieser Trend ist auch im Bildungsbereich bemerkbar.
Besonders digitale Schulbücher finden deutlich mehr Verwendung. Die Meinungen gehen jedoch auseinander. Während die einen auf die fortwährende Verwendung der Printversion schwören, sehen andere in E-Book und Digitalisierung die Zukunft und vermuten, dass das traditionelle Schulbuch im Papierformat in einigen Jahren obsolet sein wird.
Im Rahmen zweier Forschungsfragen wird einerseits der österreichische Schulbuchmarkt untersucht. Von Marketing und Publikation von digitalen Inhalten bis hin zu Vertriebswegen und der Wertschöpfungskette werden die verschieden Aktivitäten eines Schulbuchverlages erläutert. Andererseits wird auf verschiedenste Aspekte der Digitalisierung, wie die digitale Bildung der Pädagoginnen und Pädagogen sowie digitale Medien als Lernmethode und Lerntechnik, Bezug genommen.
Die zentrale Frage lautet: Wie verändert sich der Lernprozess bzw. der Unterricht durch die Digitalisierung? Denn diese bringt zahlreiche Möglichkeiten zur Implementierung von digitalen Medien im Lernprozess. Erklärvideos erweisen sich sowohl bei Lehrkräften als auch bei Schülerinnen und Schülern als sehr beliebt und es existieren fast unbegrenzte Wege, den Unterricht mit neuen Technologien sinnvoll zu ergänzen. Auch Lernspiele und interaktive Schulbücher werden stetig weiterentwickelt und immer häufiger in den Wissenserwerb der Schülerinnen und Schüler eingebunden.
Des Weiteren könnten innovative digitale Technologien wie Augmented Reality und Virtual Reality eine große Rolle im zukünftigen Unterricht spielen und das Bildungssystem in ein neues „Zeitalter“ führen. Während im derzeitigen Unterricht hauptsächlich über die visuelle und auditive Wahrnehmung gelernt wird, soll zukünftig mit unterschiedlichen Lernansätzen, die sich durch digitale Medien ergeben, versucht werden, alle Lerntypen zu erreichen. Dadurch kann der Unterricht besser individualisiert werden und auch motorische und kommunikative Lerntypen können eine passende Form zum Verständnis komplexer Sachverhalte finden. Die digitalen Medien erleichtern außerdem administrative Aufgaben. Ganze Unterrichtsstunden werden online abgewickelt und Personen, die den Präsenzunterricht nicht besuchen können, müssen nicht auf die Schule verzichten.
Besonders die COVID-19-Pandemie hat dazu beigetragen, dass sich unterschiedliche Formen des eLearning an den Schulen in Österreich etabliert haben und auch E-Books mehr Verwendung finden. Außerdem arbeiten die Verlage zunehmend daran, die Funktionen der E-Books zu erweitern und auch gedruckte Schulbücher mit zahlreichen digitalen Elementen anzureichern (Links, QR-Codes). eLearning erhält einen hohen Stellenwert, Digi4School sowie verlagseigene Plattformen (z.B. die TRAUNER-DigiBox) werden verstärkt genutzt und deren Funktionen erweitert.
Dennoch bildet das traditionelle Schulbuch im Papierformat für die Schülerinnen und Schüler in Österreich immer noch die Grundlage für einen funktionierenden Lernprozess. Dies bestätigt auch die Auswertung der Umfrage im Jänner 2022. Die Mehrheit der befragten Jugendlichen stimmt gegen das E-Book und gab an, dass das gedruckte Schulbuch im zukünftigen Unterricht mehr Verwendung finden solle. Die Lehrerinnen und Lehrer sind geteilter Meinung, nur knapp fällt auch hier die Entscheidung auf die Printversion.
Die Arbeit kommt zu dem Ergebnis, dass der Unterricht mit digitalen Medien und E-Books ergänzt werden soll, die Schulbücher sowie die Lehrpersonen und der „Face-To-Face“-Unterricht jedoch nicht ersetzt werden können.
Die Zukunft liegt in einer zielgerichteten Kombination, ganz im Sinne von „Book + E-Book“ anstelle von „Book vs. E-Book“.
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