Projekt 063

Projekt 063

___bedingungen eines lichtraumes
wahrscheinlich brauchen wir einen nicht-lichtraum um überhaupt erst über einen lichtraum sprechen zu können. wenn wir davon ausgehen, dass zum beispiel schatten ein solcher nicht-lichtraum sein kann, dann sind diese beiden räume etwas sehr alltägliches für uns. wir betrachten sie als gegeben, schenken ihnen keine besondere aufmerksamkeit. dabei sind licht & nicht-licht ausschlaggebend für unsere wahrnehmung, wir verlassen uns die meiste zeit unseres lebens blind auf sie [juhani pallasmaa würde das wahrscheinlich scharf kritisieren]. wie lassen sich diese essenziellen komponenten unseres alltags bewusster erfahren? mit dem projekt ‚schwellengänger‘ geht es uns um dieses bewusstmachen; um das bewusstmachen eines sachverhaltes der es uns überhaupt erst ermöglicht etwas mit unseren augen zu begreifen. was, wenn wir licht & nicht-licht so sehr verschränken, abstrahieren & verzerren, dass sie für uns un¬natürlich werden? werden wir ihrer dann bewusster? sehen wir sie nicht mehr als selbstverständlich? oder kommen wir zum schluss, dass lichtraum & nicht-lichtraum gar keine gegensätze sind?

___Abnormale normalitäten
lichträume sind wie atmen oder grüne verkehrsampeln; inexistent für uns bis zu dem zeitpunkt an dem sie aufhören nach norm zu funktionieren. wenn es uns schwer fällt zu atmen, werden wir einen arzt aufsuchen & wenn eine verkehrsampel nicht grün, sondern garnicht leuchtet, werden wir uns einbremsen. was die sachverhalte gemeinsam haben ist, dass wir für den kürzesten moment ein bewußtsein für den ansonsten uninteressanten normfall haben. für einen augenblick begreifen wir die wichtigkeit der normalität.
transluzenz, abstraktion oder lichtbrechung sind für uns nichts ungewöhnliches. wer aufmerksam durch den tag geht findet hunderte beispiele. kaum aber kommt es vor, dass alle drei oder mehr faktoren unseren unmittelbaren lichtraum beeinflussen. diese schwelle zwischen realität & fantastischer perversion hat etwas fesselndes. solche transluzenten, gekrümmten ebenen schaffen nicht einen sondern tausende einzigartige räume.

___fragen & antworten
wie schafft man es aber in einer zeit, in der keine zeit bleibt, den fokus auf etwas zu richten, das keinen produktiven nutzen hat?
wir haben diese frage in zwei wesentlichen punkten beantwortet. zum einen wollen wir etwas schaffen, das für jeden zugänglich ist. daraus ist die überlegung entstanden eine struktur zu schaffen, die überall aufgebaut werden kann. dazu kommt, dass wir unsere struktur im öffentlichen raum sehen, dabei soll sie nichts denkmalhaftes haben, sondern beiläufig funktionieren. die struktur hat eine richtung & ist nicht zusätzlich, sondern mit dem alltag. sie muss nicht begangen werden um erlebt werden zu können, ein bewusstsein für die lichträume entsteht bereits beim bloßen vorbeigehen oder zusehen. im zweiten punkt stellen wir uns der produktivität entgegen. unsere struktur soll kein belehrendes, museales objekt sein, vielmehr unterstreicht sie den freizeit-aspekt des öffentlichen raumes. da sich dieser zugang aber vielleicht nicht sofort erschließt, sind elemente mit denen wir ‘verspieltheit‘ verbinden, ein schlüsselpunkt für das verständnis der struktur. zwei schaukeln die uns sofort wieder kind werden lassen & aufgrund ihrer position eine interaktion provozieren, leisten uns hierfür abhilfe. nicht nur laden diese dazu ein mit der struktur zu interagieren, die erzeugte bewegung lässt verschiedenste lichträume entstehen welche sowohl von innen als auch von außen wahrgenommen & betreten werden können. das beiläufige vorbeigehen oder aktive betreten verändert diese räume wiederum. es entsteht eine endlose architektur aus lichträumen, die nur für den bruchteil einer sekunde bestand hat & allein aufgrund von individuen überhaupt erst existiert.

___schlussfolgerung
wahrscheinlich sind lichtraum & nicht lichtraum keine gegensätze sondern nur zwei extreme aus einer familie. das würde bedeuten das alles ein lichtraum ist.
... ein tröstlicher gedanke

in jedem dunkel ist demnach licht ...

- Projektmappe

Link zum Projekt 063:
https://fachhochschule-kaernten.brokenlink.at/bau/lichtraum22/063

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